Immer online – die Generation Z im Fokus des Marketings - Jahresauftaktveranstaltung bei Walter Schneider mit 300 Gästen
Erschreckend oder gar nicht so anders? Wie erreicht man deutsche Jugendliche?
Ein Abend, der neue Welten eröffnet – Dienstag, der 21.01.2020, war für viele Werbeinteressierte ein Tag des Lernens und Neu-Entdeckens. Was Felix Beilharz, Online Marketing-Experte über die Generation Z erzählen kann, ist Einigen vorher ein Rätsel gewesen. Die Erleuchtung folgt zur Jahresauftaktveranstaltung des Marketing Clubs Siegen e. V. mit einem Vortrag zu „Snapchat, Bibi, Gronkh & Co“.
Neue Freunde
„Going down, party time. My friends are gonna be there, too“, zitiert Sascha Weinrich, Präsident des Vereins, das Lied, das zu seiner Begrüßung spielte: „Highway to Hell“. Denn als der Gastgeber des Abends, Christian Schneider vom Autohaus Walter Schneider, von der Teilnehmerzahl hörte, musste er erst einmal tief Luft holen: Dreihundert Personen lauschen letztendlich dem Online Marketing-Experten; mehr als in der gesamten 63-jährigen Historie des Clubs, sodass es sich als das größte Event seit seiner Gründung herausstellt. Und wie Sascha Weinrich so schön einwirft: „Wir sind kollegialer geworden!“ Wachstum und Freundschaft gehen momentan Hand in Hand.
Neue Vorhaben
Das soll sich im Neuen Jahr nicht ändern. Sobald DJ Marcus Nauroth zusammen mit Saxofonistin Ann-Kathrin Hemmersbach, Sängerin Marina Schmidt und Violinistin Anna Gold die Stimmung aufgelockert hat, führt der Vereinspräsident Sascha Weinrich kurz durch die Highlights des Programms in 2020. Unter anderem dabei: einige Stammtische zum ungezwungenen Netzwerken, Workshops und die Marketing Suite. Nachdem jene letztes Mal im Dorint Hotel stattfand, wird dieses Jahr Ikea Siegen zum Ort des Geschehens. Drei Experten lassen an dem Abend dort ihre Stimmen hören.
Neue Denkweisen
Wenn Felix Beilharz von millionenschweren Influencern und Gaming-Streams zur Werbeplatzierung berichtet, zeigt sich Erstaunen in so manchen Gesichtern. Nur die Wenigstens heben die Hand, als er fragt, wer vorher schon einmal von Gronkh hörte – einem unter den Jüngsten nicht mehr wegzudenkenden Youtuber.
„Woher weiß mein dreijähriger Neffe, dass er auf meiner Smartwatch swipen und pinchen muss?“,
fragt Beilharz ins Publikum und stellt so beispielhaft den Unterschied zwischen den Generationen heraus: Digital Natives, die mit den neuen Medien aufwachsen, gegen bücherliebende, Technik in Frage stellende, Smartphones verfluchende Baby Boomer und frühe Millenials?
Mit vier Thesen stellt die Fachgröße die Welt aller Teilnehmer über Zwanzig auf den Kopf:
These 1: Wir sind alt geworden und verstehen die jungen Leute nicht mehr.
Und andersherum ist es ganz genauso. Welcher 13-Jährige erkennt heute noch die kreischende Melodie eines Modems oder kann sich vorstellen, zu telefonieren, nur um die Uhrzeit herauszufinden. Da reicht doch ein Blick auf das Handy?
Mit einer spontanen Online-Umfrage vergleicht der Experte das alltägliche Konsumverhalten der Zuhörer mit den Angaben deutscher Jugendlicher. Youtube hat einen deutlich höheren Stellenwert bei Letzeren – als Suchmaschine, Hilfe zur Kaufentscheidung und Haupt-Unterhaltungsquelle. Facebook nutzen sie hingegen kaum noch. Nur Whatsapp ist bei allen beliebt – und unverzichtbar geworden. Wir leben unterschiedlich. Oder wie Felix Beilharz es beschreibt: „Ich starte meine Netflix-Serie gerne um 20.15 Uhr. Weil es sich gut anfühlt.“
These 2: Junge Leute nutzen Medien anders als die Eltern.
Sie schauen e-Sportlern wie Ninja lieber zu als Ronaldo, lip-synchen auf TikTok zu den neusten Hits und sind immer online. Tagesschau-Videos in 30 Sekunden und ganz ohne Ton. Keine Geduld für langsame Ladezeiten. Eins steht fest: Wenn man Gen Z erreichen will, dann am besten mit mobile-gerechten kurzen, kleinen Häppchen.
These 3: Post-Millenials kommunizieren anders.
Das Telefon ist out, Messenger sind in. In China werden sie sogar zum Bezahlen, Shopping und Suchen verwendet. Zalando nutzt einen bot-betriebenen Kundenchat zur Beratung. Und der deutsche Jugendliche ist immer erreichbar.
These 4: Die Jüngeren kaufen anders als Ältere.
Das Vertrauen liegt nicht mehr bei gefestigten Marken, Pressesprechern und Co. Stattdessen hört die Generation Z auf andere Konsumenten und Influencer.
„Wenn Bibi sagt ‚Taugt nichts‘, taugt es nichts!“
Was die „Beautyouberin“ kundtut, ist für Jugendliche Gesetz. Otto bildet seine eigenen Influencer aus, Edeka sucht mithilfe von bekannten Youtubern Auszubildende – und das sind die richtigen Strategien. Denn einer Werbeanzeige glauben die Jüngeren nicht mehr. Beliebten Persönlichkeiten auf gleicher Augenhöhe schon.
Neue Erkenntnisse
Und doch sind wir alle gar nicht so unterschiedlich: wir müssen nur miteinander reden. Die viele Zeit auf Youtube gleicht dem TV-Konsum eines Baby Boomers und Lesen tun die Jugendlichen auch immer noch – nur lieber am Handy oder dem E-Book-Reader.
Letztendlich ist es gar nicht so viel komplizierter, die Generation Z zu erreichen. Man muss sie nur sich nur bewusst werden, auf was es ankommt: Mobil zu denken, beim Vertrauensaufbau auf Augenhöhe zu setzen und, vor allem, mit ihnen zu reden – ihre Hoffnungen, Interessen und Ängste zu verstehen.
Impressionen der Jahresauftaktveranstaltung
Fotos: Sascha Müller-Harmsen