Ungewöhnliche Werbemaßnahmen für den Otto-Normal-Verkäufer

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Von kleinen Spielereien bis Guerilla-Marketing

Vielleicht merken Sie es gar nicht – aber an einem einzigen Tag erreichen Sie bis zu 13.000 Werbemaßnahmen. Fast zwei Drittel davon nehmen Sie gar nicht wahr. Ist man im Marketing beschäftigt, ist das eine etwas entmutigende Nachricht. Doch Kopf hoch: mit etwas Kreativität sticht auch Ihre Werbebotschaft hervor und brennt sich in das Gedächtnis Ihrer Kunden ein. Und das muss nicht einmal teuer sein. Der Knackpunkt lautet: Auffällig, aber einfach. Deshalb haben wir hier ein paar Ideen und Beispiele aufbereitet:

Szenenspiel

Manche mögen es als Ambient Marketing bezeichnen, einer Unterkategorie des Guerilla Marketings: die Umgebung der Werbung für sich zu nutzen und in die Kampagne einzubinden. Hier sehen Sie zum Beispiel den Bohrer, der das Plakat daneben zum Leben erweckt. Es muss aber keine eigene Requisite sein, die das Ganze stützt. Spielen Sie auch gern mit dem, was schon da ist: von Sträuchern und Bäumen als Haare bis hin zu Treppen als Grundlage der Printwerbung: wer schon einmal den Kölner Hauptbahnhof besucht hat, kennt beispielsweise die Schokoladentafeln, die den Besucher aus der U-Bahn-Station hinausführen.

Alltagsalbernheiten

Werbung, die mit der Umgebung spielt, gibt es jedoch auch in weniger aufwändigen Varianten: Nutzen Sie Straßenschilder, Zebrastreifen, Laternen – alles, was im Alltag der Menschen sonst untergeht, mit Ihrer Werbung darauf jedoch neue Aufmerksamkeit erhält.

© https://www.hewo-internetmarketing.de/kreative-marketingideen-werbung-die-erinnerung-bleibt/ | 2020
© https://www.hewo-internetmarketing.de/kreative-marketingideen-werbung-die-erinnerung-bleibt/ | 2020
© McDonald's 2020 | Mad sus ist die Abkürzung für "Mad Suspicious" und wird im Game oft als Slang benutzt, wenn vermutet wird, dass ein Spieler der Imposter (schwindler) ist.
© McDonald's 2020 | Mad sus ist die Abkürzung für "Mad Suspicious" und wird im Game oft als Slang benutzt, wenn vermutet wird, dass ein Spieler der Imposter (schwindler) ist.

Trendtriumph

Hypes – ob disproportional oder angemessen – bestimmen die sozialen Medien. Irgendetwas trendet immer, sei es ein Meme, eine erfolgreiche Serie, ein politisches Thema. Wer auf den Zug aufspringt, nutzt den Rückenwind. Das nebenstehende Bild zeigt zum Beispiel einen Tweet der bekannten Fast Food-Kette, gepostet im Oktober 2020, kurz nachdem das Onlinespiel „Among Us“ seinen Release feierte und erhebliche Erfolge einheimste. Das Game hat drei Vorteile: Es ist kostenlos, es ist simpel, ohne langweilig zu sein, und weil es Applikationen für PCs wie auch für Smartphones gibt, kann es jeder spielen – gemeinsam und unabhängig von Geräten. All das führte zu schneller und riesiger Popularität, auch bei solchen Usern, die normalerweise vielleicht keine Schwäche für Videospiele haben, und soziale Netzwerke waren schnell angefüllt mit thematisch passenden lustigen Bildern und anderen Witzen. McDonald‘s hat sich auf der Stelle in den Trend eingereiht: Ziel von „Among Us“ ist es, das (in jeder Runde zufällig ausgewählte) Crewmitglied zu entdecken, das heimlich gegen das Team arbeitet, den „Schwindler“. Das von McDonald‘s gepostete Bild kombiniert den Startbildschirm mit dem Angebot der Kette: einer Menge Fleisch und einem Burger, der in Wirklichkeit vegan ist.

Gaming-Genies

Das Nintendo Switch-Spiel „Animal Crossing: New Horizons“ ist das neuste Game der Serie und wurde inmitten des Pandemiebeginns herausgebracht. Das Spiel an sich wurde seit langer Zeit von Fans überall in der Welt herbeigesehnt und dass die ganze Welt die ersten Monate nach Release #zuhausebleiben musste, hat sicherlich dabei geholfen, dass es neben Mario Kart 8 zum meistverkauften Switch-Spiel wurde.

In dem Spiel kann man eine eigene Insel besiedeln und gestalten. Außerdem kann der Spieler Inseln anderer Nutzer besuchen – und das nutzen einige Marketinggenies gerne aus. Über 22 Millionen Menschen spielen das Spiel weltweit. Diese Popularität nutzte zum Beispiel Joe Biden in seinem Wahlkampf (auch nichts anderes als politisches Marketing, oder?). Mit dem Code DA-7286-5710-7478 kann jeder zu seiner Insel herüberfliegen und dort allerhand entdecken: Ein Wahlbüro, einen Garten, der an den des Weißen Hauses erinnert und auch … ihn selbst. Auf Schildern und Plakaten überall auf der Insel ruft er zum Wählen auf.

Das Spiel bietet außerdem die Chance, den eigenen Charakter in selbst erstellte Designs zu kleiden. Genauso wie man auf Bidens Insel Muster für Kappen mit seinem Logo darauf herunterladen kann, hat auch Marc Jacobs die Initiative ergriffen und hat einige seiner beliebtesten Real-Life-Designs als Animal-Crossing-Muster verwirklicht. Für jeden Spieler sind sie kostenlos tragbar: eine Menge Aufmerksamkeit und ein Riesenspaß.

Joe Biden kann auf seiner Animal Crossing-Insel höchstpersönlich angetroffen werden!
Joe Biden kann auf seiner Animal Crossing-Insel höchstpersönlich angetroffen werden!
Filter können lustige Hasenohren und Schnurrbärte in das Gesicht zaubern, aber auch Logos oder Produkte in die Welt der Nutzer einbinden.
Filter können lustige Hasenohren und Schnurrbärte in das Gesicht zaubern, aber auch Logos oder Produkte in die Welt der Nutzer einbinden.

Filterfreude

Bei Snapchat oder Instagram ist es möglich, eigene Filter einzubinden und für andere Nutzer anzubieten. Es gibt Agenturen, die solche Filter für Sie erarbeiten können, aber Programme wie Spark AR Studio von Facebook ermöglichen ebenfalls das eigene Erstellen solcher Filter. Das erfordert allerdings ein gewisses Einarbeiten – Spark ist ohne Vorkenntnisse nicht reibungslos zu bedienen. Es kann sich aber lohnen, denn ein eigener Filter dient der Kundenbindung und dem Aufbau einer Brand Community. Gleichzeitig wird so automatisch Werbung gemacht, oft zielgruppengenau. Schließlich nutzen den Filter Follower (alias Interessenten) der Marke und teilen ihn mit ihren eigenen Followern, die das Interesse höchstwahrscheinlich teilen. Spaß haben lässt sich damit ohne Frage, denn prinzipiell ist mit Augmented Reality alles möglich.

Low-Budget-Belustigung

Für außergewöhnliche Werbung muss aber gar nicht so viel ausgegeben werden. Ein Stück Kreide kann ausreichen, um kreative Werbebotschaften in der Stadt zu verteilen. Flashmobs sind mittlerweile so out, dass sie wieder in sind. Slogans und Angebote lassen sich in Schnee schreiben. Kreativität ist hier die Quintessenz – über den Horizont hinauszublicken. Ein internetbekanntes Beispiel ist ein Papp-Plakat, das wie ein Gebiss zusammengebastelt wurde – die Zähne sind Visitenkarten eines Zahnarztes und können abgerissen werden. Je mehr Karten mitgenommen werden, desto mehr Zahnlücken entstehen und desto effektiver wird die Werbung. Diese Art von Werbung darf natürlich nicht in Widerspruch zu Ihrem Unternehmen stehen. Als Café von nebenan wird Low-Budget-Marketing zur Erfolgschance, als Highend-Designer, der nur millionenschwere Kunden bedient, ist Pappe nicht die adäquateste Wahl. Gleichzeitig kann so etwas bei größeren Firmen zeigen, dass es sich nicht nur um eine seelenlose Corporate Machine handelt, sondern originelle Menschen dahinterstehen. Hier gilt es, abzuwägen.

 

Behalten Sie die Kontrolle:

Humor und Überraschungselemente sorgen für Sympathie und Gerede: Die Kampagne spricht sich herum und Sie bleiben positiv in Erinnerung. Übermut ist hier jedoch nicht angebracht. Lassen Sie bei folgenden Punkten Vorsicht walten:

  • Bevor Sie mit der Umsetzung starten, betrachten Sie das Projekt noch einmal aus allen Blickwinkeln. Kann die Werbung falsch aufgenommen werden? Greift Sie irgendjemanden an (basiert Sie zum Beispiel auf sexistischen Stereotypen, mit denen Sie eigentlich nicht assoziiert werden wollen)? Was sind die potentiellen Problembereiche und sind diese Risiken es wert?
  • Passt die Maßnahme zu Ihrem Unternehmen? Widerspricht sie in irgendeiner Weise dem Image, das Sie sich wünschen ?
  • Ist Ihr Vorhaben überhaupt legal? Ein Graffiti sollten Sie beispielsweise nicht auf beliebige Wände sprühen. Erkundigen Sie sich vorher, was erlaubt ist und was sie mit wem absprechen sollten (einen Flashmob zum Beispiel mit dem Ordnungsamt).
  • Lassen Sie sich Chancen entgehen? Es ist leicht, mitten in der Vorfreude weiteres Potential zu übersehen. Denken Sie immer so weit wie möglich. Zum Beispiel lassen sich derartige Projekte gut crossmedial einsetzen. Eine Live-Aktion können Sie auf Facebook übertragen, Kundenreaktionen lassen sich zu scherzhaften Reels verarbeiten.